Doc Ernst Grasser, vor Heinz und Anna S.
Dieses Internet schein kaputt zu sein, seit einiger Zeit tauchen immer wieder seltsame Mails im Outlook auf, es handelt sich um Einladungen zu „Oldtimer – Klubabenden“. Damit kann doch unmöglich ich gemeint sein – obwohl: Der Absender ist mir bekannt, Karl kenne ich seit den frühen 70ern, auch kann ich mich dunkel erinnern, in grauer Vorzeit Mitglied eines Motorradklubs gewesen zu sein, aber was soll ich bei einem Oldtimer – Abend?
Ich???
Es ist doch erst ein paar Tage her, seit ich gemeinsam mit Schü voller Enthusiasmus das Vaterland verteidigte und er mir von einem gewissen MSK 72 erzählte, als dessen Mitglied ich das „fortgeschrittene Bewegen eines motorisierten Zweirades“ (Zitat Ronny ) erlernen konnte.
Ich bin doch kein Oldie, der Politiker X, ja, der ist alt, der ist ja auch schon 55, oder der Schauspieler Y, der ist schon 60 – ein Greis wie aus dem Bilderbuch!
Aber ICH???
Der Gipfel der Irritationen war eine Mail PeWes, der MSK führt anlässlich des Frühlingsrollens eine Fahrt für Oldies beiderlei Spezies, also sowohl Fahrer als auch Mopeds, durch und ich solle gefälligst daran teilnehmen.
Gut, damit kann ja nur mein Fahrzeug gemeint sein, ein kurzer Blick in den Typenschein – nein, EZ 2013 steht da, also muss es wohl doch der Sohn meiner Mutter sein, den PeWe und Karl als Oldtimer einstufen…
2002 war ich das letzte Mal im Klub, inzwischen ist das Klublokal sogar in die Nähe meiner Burg gerückt, irgendwie reizt es schon, die Enfield einmal zusammen mit ein paar Kollegen zu bewegen, also erst einmal an einem Freitag schauen, wen ich noch kenne.
Sieh mal einer guck – der Doc ist da, Schü auch, Gerald und Resi, Gernot und Manuela, Ronny und, und, und – die meisten kenne ich noch aus meiner Jugend, wenn diese Herren und Damen sich eine Klubausfahrt zutrauen, dann kann ich es (obwohl zugegebenermaßen doch ein paar Tage mehr auf dem Buckel habend als die meisten ) auch wagen, der Entschluss steht fest : Am Sonntag wird gefahren!
Auch dass PeWe in seiner Mail „Vmax = 80“ geschrieben hatte beruhigte mich, die Ennie hat zwar stramme 28PS, aber die Zeiten, als meiner einer den Quirl weiter als unbedingt nötig drehte sind vorbei, in der Ruhe liegt die Kraft, so heißt es!
Am Samstagabend schüttete es wie aus Kübeln, das ist gut, denn ich habe Gras gesät, außerdem werden die Straßen am Sonntag sauber und hoffentlich wieder trocken sein, das ist positiv, bei Regen springt das Moped nicht an, dieses technische Gebrechen haben alle meine Fahrzeuge inklusive Rasenmäher!
Der Sonntagmorgen brach an, dichte Bewölkung verwehrte den Blick nach oben, aber gut, es ist erst 4 Uhr, das kann sich noch bessern. Um 6 zeigte sich der berühmte Silberstreif am Horizont, um 9 war es nahezu wolkenlos, Zeit also, das Moped ins Leben zu treten.
Kurze Zwischenbemerkung: Die Enfield verfügt zwar über einen elektrischen Sklaven, aber es ist natürlich viiiiel eleganter, sie mit dem rechten Fuß zur Arbeit zu überreden.
Auf ging`s nach Fernitz, ein paar nasse Flecken waren noch auf der Fahrbahn, das störte nicht weiter. Wer beschreibt mein Erstaunen als ich auf den Fernitzer Kirchplatz einbog – da standen Moperln in rauen Mengen, schlussendlich wurden es 18, da kann man nur staunen!
Und was das für Geräte waren!
Da stand der Traum meiner Jugend, eine Desmo – Ducati, daneben zwei alte Bayrische, alte Puchs waren zu sehen, dazwischen ein TransAlpgespann, dessen Besitzer jedem auf Anhieb klar war (es gibt Fahrer, die drücken ihrem Fahrzeug ganz einfach den persönlichen Stempel auf), auch modernere Maschinen standen herum, da waren wahrscheinlich die Piloten die Oldtimer, aber – der Ausschreibung PeWe‘s sei Dank – auch Roller waren zur Teilnahme angetreten.
Hacki glühte noch mal nach Hause, er meinte, er solle vielleicht doch seinen Führerschein mitnehmen, dann startete PeWe sein Fahrzeug, das in den Siebzigern des vorigen Jahrtausends als „Bauernmotorrad“ (Originalzitat Hans Leitner: Farmer`s Bike) bezeichnet wurde, hinter ihm tobte die wilde Jagd, so richtig leise sind die alten Geschosse inklusive einer relativ neuen Royal Enfield ja nicht gerade.
An meiner Wohnstatt, die bislang Eingeweihten unter dem Namen „Burg zum morschen Gemäuer“ bekannt war (Hacki sei Dank wird sie künftig auch unter der Bezeichnung „Alcatraz“ geführt) führte die Strecke rauf zum Schemerl, dann über immer kleiner werdende Sträßchen Richtung Südosten, es wurde tatsächlich gemütlich gefahren, kaum jemals wurde der Richtwert Vmax = 80 überschritten, als Teilnehmer an weit über 100 Klubausfahrten konnte ich da nur staunen.
Erst als ein Streckenabschnitt steiler und die Kurven sehr eng wurden hatten ein paar Fahrer einen Energieanfall, ein Mädel (Anja, Anm. d. Red.), das durch den enormen Radstand des Choppers gar arg gehandicapt war, wurde etwas nach hinten gereiht, vorne kämpfte seit dem Start Andi mit dem Gespann, erstaunlich, wie der Beiwagen auch in flott gefahrenen Rechtskurven am Boden blieb (das Erstaunen relativierte sich, als Andi am Ziel den Inhalt des Kofferraums präsentierte, neben Ballast befand sich eine komplette Motorradwerkstatt im Stauraum).
Im weiterem Streckenverlauf wurde endlich schnöder Asphalt durch griffigen Nichtasphalt abgelöst, diverse Herren blühten förmlich auf, Andi gab dem Gespann die Sporen, dass es eine Freude war, PeWe setzte sich natürlich blitzartig ab, die Enfield beschleunigte fast ohne mein Zutun, Andi versperrte den Weg, seinerseits blockiert von einer lustig vor sich hin rauchenden MZ, endlich sieht`s Andi ein, die MZ weicht nicht von der linken Straßenseite, rechts von ihr fährt Doc mit der Bonneville, Andi lässt mich vorbei, jetzt klebe ich am Heck der MZ, der Knabe bleibt auf der Überholspur, keine Ahnung wieso – das Tempo bewegt sich knapp über Rollstuhlgeschwindigkeit, hinter mir stauen sich die Enduros, keine Chance, trotz Hupens bleibt die MZ stur auf ihrer Spur, na, auch gut, ein Stück weiter vorne wartet eh schon PeWe, der Asphalt hat uns wieder.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte selbst ich leicht die Orientierung verloren, egal, Hauptsache der Vorderste kennt den Weg.
Das tat PeWe auch, knapp nach 11 erreichten wir die Ottersbachmühle, hier sollten wir mit der „schnellen Partie“ gemeinsam das Mittagessen einnehmen.
Also hieß es erst mal warten, als Zeitpunkt war der Mittag ausgemacht worden, natürlich war die Altherrengruppe schneller, in unserem Alter hat man eben nicht mehr so viel Zeit!
Ein paar Kilometerchen mussten wir dann zu den „Schnellen“ zurück fahren, Punkti wollte alle gemeinsam digitalisieren, dann konnten wir uns dem Futter im Mühlengasthaus widmen.
Schü hatte ausgezeichnetes Essen versprochen, dies wurde auch von allen bestätigt, um diese Jahreszeit gab es natürlich jede Menge Bärlauchgerichte, was auch durchaus goutiert wurde.
Die Meteorologen hatten für den Nachmittag immer schöneres Wetter prophezeit, dem zum Trotz zeigte der Himmel immer bedenklicher werdende Schwarztöne, es sah nicht gerade gut aus, Doc entsprach dem Wunsch vieler als er zum Aufbruch drängte.
Also trennten sich die beiden Gruppen wieder, Kurs Richtung Norden wurde angelegt.
Irgendwann langten wir in der Gegend von Gnas an und die schien es Peter angetan zu haben, aus unerfindlichen Gründen schlug er eine neue Richtung ein (aha, dachte sich der Ex-Tourenwart, lerne ich eine neue Straße kennen), nach ein paar Kilometern fehlten einige Leutchen, es wurde gewartet, Kurt machte sich auf, die Nachzügler zu finden, was zu meinem Erstaunen auch gelang.
Ich meinte, schön langsam sollten wir uns wieder Richtung Graz bewegen, schließlich wären wir auf der eingeschlagenen Route letztendlich in Moskau gelandet, Hacki leitete uns über wunderschöne Wege durch die totale Einschicht (angeblich soll dort der Briefträger noch mit dem Stahlhelm gehen, weil ihm niemand gesagt hat, dass der Krieg aus ist) zurück nach – richtig: Gnas.
Najo, macht überhaupt nichts, der Weg ist bekanntlich das Ziel!
In St. Stefan löste sich die Gruppe auf, ein paar fuhren auf direktem Weg nach Hause, der Rest glühte hinter Hacki (das ist durchaus wörtlich zu verstehen, das Tempo wurde spürbar verschärft) her nach Vasoldsberg, im Café Franziska wurde der Abschiedstrunk eingenommen.
Hier schloss sich ein Kreis : Meine erste Klubausfahrt 1973 hatte ich mit einer Puch M 125 bestritten, 12 PS leistete das Ding, damit war ich im Kreis der 500er und 750er Hondas, die damals den Klub dominierten, natürlich verloren. Dieses Frühlingsrollen war meine erste Klubausfahrt sei 2002, diesmal schon mit immerhin 28 PS, ich scheine also Fortschritte zu machen…
Aber es hat mir – und nicht nur mir – sehr gut gefallen, Dank gebührt dem Altfinken, der dem Vernehmen nach für den Großteil der Streckenführung verantwortlich zeichnete, PeWe, der meines Wissens die Idee einer Oldie Fahrt hatte und den Großteil als Leader fungierte, und natürlich Hacki, der uns zwei ungeplante, dafür aber umso reizvollere Wege, um zurück nach Graz zu kommen, zeigte.
Und die Moral von der Geschicht`:
100 PS, die braucht man nicht!
Alias Tourenwalter
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