Unser Downhill Heli hat 2014 eine tolle Tour durch Schottland gemacht. Sein Reisebericht ...
Im November 2013 bin ich bei Durchsicht meiner e-mails über eine „Erinnerung" (die ersten 2 oder 3 mails habe ich einfach gelöscht) für eine Fahrt, organisiert von MOGO und dem Reisebüro „Motorrad-und-Urlaub", nach Schottland gestolpert. Nachdem wir uns im September 2013 ein Reisemotorrad zugelegt haben, war diesmal das Interesse geweckt. Und Schottland mit dem Motorrad zu bereisen war ein von uns schon lange gehegter Wunsch – aber mit der Fazer für Silvia nicht mehr umsetzbar – mit der Wing sieht die Sache wieder anders aus und so eine Gelegenheit – alles ist organisiert, vom Transport der Motorräder, Flug ab Graz, Quartiere, Reiseroute und …. – da machen wir mit.
Der Fahrtechnische Teil!
Silvia und mir war bewusst, dass diese Fahrt für mich die eine oder andere fahrerische Herausforderung bedeuten könnte. Ich kannte kaum jemanden der TeilnehmerInnen, geschweige denn deren Fahrstile und -können. Es wurden mit der Anmeldung zwar die gefahrenen Kilometer abgefragt, für mich stellte sich jedoch die Frage „Sind gefahrene Kilometer gleich Können?“
Bei MOGO wird in Kolonne gefahren, ein Überholen in der Gruppe gibt es nicht und beim Wegfahren vom Parkplatz bitte gleich hinter deinem angestammten Vordermann losfahren! Ein Anfahren und dann vorbeiwinken von Fahrern bzw. Fahrerinnen die den Start verpatzt haben, aber hallo, das stellt eine Überforderung selbiger dar und ist daher zu unterlassen – wurde mir am dritten Tag etwas divenhaft erklärt. Ich konnte es kaum glauben, musste jedoch feststellen – stimmt vereinzelt – also raunlst halt hinten nach -man will ja nichts riskieren und auf keinen Fall jemanden in Stress versetzen. Tust halt Gegend schaun – hat auch was und zeichnet einen Rutinier aus. Auch kontrolliertes langsam Fahren will gelernt sein.
Andere Dinge, wie z.B. nach dem Überholen wieder links (England) einordnen um dem Nachkommenden Platz zu lassen – Fehlanzeige. Wohin mit 550 Kg „Lebendgewicht“ bei angepasster Überholgeschwindigkeit, wenn man dir keinen Platz lässt???
Guat is gangen, nix is gschehn, alle wieder gut hamkummen!
1. Tag Montag, 16. Juni 2014
Voller Vorfreude trudelten die HolyBiker am Flughafen Graz ein und erhielten als Begrüßungsgeschenk eine HolyTourFahne (auf der Wing und nur für diese Fahrt – OK) sowie ein blaues gesticktes Polo in der schottischen Landesfarbe. Die Stimmung war super, alle waren sehr gespannt, ob wir unsere Motorräder wohl auch wiedersehen.
Endlich um 14:00 Uhr, knapp vor dem Boarding, das erlösende SMS von der Spedition: „ Die Fahrer sind in Edinbourgh eingetroffen und freuen sich auf Euer Kommen“. Ein hörbares Seufzen der Erleichterung ging durch die Gruppe ob dieser guten Nachricht.
Der Flug war lustig, vor allem weil Wolfgang Pohl Besatzung und Fluggäste mit seinen witzigen und geistreichen Kommentaren bei Laune hielt. Dies änderte sich auch über die gesamten 10 Tage nicht, Wolfgang blieb unsere Gruppenkasperl und machte seine Sache ausgezeichnet.
Lachen und gute Laune war übrigens Programm bei dieser Tour. Die Teilnehmer bildeten eine harmonische Gemeinschaft, welche sich mit viel Einsatz und Kameradschaft gegenseitig unterstützte.
In Edinbourgh angekommen wurden ruckzuck Gruppentaxis organisiert. Die Spannung vor der Ankunft im Hotel Traveloge war groß, der erste Blick auf den Parkplatz ernüchternd: Keine LKW`s - Oh Gott! Auf den zweiten Blick - alle Maschinen standen in Reih und Glied am Parkplatz. Armin, Der Speditionsfachmann hatte mit seinem Kollegen den ganzen Tag ausgeladen und dabei für großes Aufsehen gesorgt. Motorräder sind in Schottland keine Selbstverständlichkeit. Nun war alles perfekt, die Tour konnte beginnen!
2. Tag Dienstag, 17. Juni 2014
Das Endziel dieses Tages ist die Hafenstadt Oben. Nach dem ersten Tankstop und die geistige Einschwörung auf den Linksverkehr – rechts schauen, links fahren, von rechts kommt die Gefahr - geht es durch die weitgezogene Landschaft teilweise auf der Autobahn und Landstraße nach Stirling zum „Stirling Castle“.
Das Schloss liegt über der Altstadt von Stirling auf einem Vulkanhügel. Durch seine strategisch günstige Lage wurde das Schloss mindestens sechzehnmal belagert oder angegriffen. Von etwa 1100 bis 1685 war Stirling Castle eine der Hauptresidenzen der schottischen Könige, danach diente es bis 1964 als Hauptquartier des Regiments Argyll and Sutherland Highlanders. Hier wurde auch im Jahre 1543 Maria Stuart zur schottischen Königin gekrönt.
Wie es so sein soll spielte das Navi Tourenguide Gerald Kozmuth gleich am ersten Tag verrückte Streiche und so tuckerten wir mit 29 Motorrädern durch eine Wohnstraße, was manche Bewohner nicht amüsierte und zu wildem gestikulierendem Verhalten anregte. Abgekriegt haben dies die letzten Konvoiteilnehmer und auch Patrick und seine Mutter, welche uns mit einem Leihbus (Inhalt: das Reisegepäck der TeilnehmerInnen) begleiteten.
Endlich am Castle angekommen teilte uns der Parkplatzwächter mit, dass wir nicht stehen bleiben dürften. Na ja, die Schotten wissen halt auch nicht immer was sie wollen, also sind wir nach einer kleinen Pause weitergezogen.
Erstmals bekamen wir eine Vorstellung von der atemberaubenden Schönheit dieses Landes. Vorbei am Loch Lubhair und Loch Lubnaig erreichten wir nach ein paar Stunden Loch Awe, an dessen Ufer wir kilometerlang über eine ganz schmale, kurvenreiche Straße, sogenannte „Single Track Road“, mit vielen Schlaglöcher fuhren. Wunderschön wucherten Bäumen, Blumen und Pflanzen entlang der Straße. Die Natur wirkte wie ein Korridor mit schützenden Baldachinen – man kann diesen Eindruck kaum beschreiben.
Das satte Grün, das schillernde blaue Wasser des Sees, Sonne und Wolken – all das genossen wir bei einem kurzen Zwischenstopp, welchen Christian und Wolfgang für ein Bad nutzten. Als Prinzen gingen sie hinein – als Prinzessinnen kamen sie heraus. Brrrrrrrrrrr - saukalt das Wasser, aber herrlich erfrischend. Es war für alle ein Riesenspaß, vor allem als Robi unserem Harley Fahrer Thomas Starthilfe mittels Abschleppseil leisten musste. Ein neuer Spruch war geboren: „Weißt Du wie man eine Harley startet? Mit einer Suzuki!!“
Auch unsere „Haubi-Biker“ Gerald sorgte für Aufsehen, besser gesagt sein geparktes Motorrad, bei dem er vergaß den ersten Gang einzulegen. Susanne glaubte an Geister, Gnome und Feen als auf einmal eine herrenlose African Twin an ihr vorbeirollte und sich über die Böschung im satten Grün der Uferböschung einparkte. „Guat is gangen – nichts is gschehn“. Nach erfolgreicher Bergung konnte die Bikergruppe ihre Reise fortsetzen. Übrigens, warum Haubi-Biker?? Maria hat Gerald ein hübsches Garnhauberl gehäkelt, damit ihm sein Helm auch superoptimal passt. Na, wenn das nicht Liebe ist?
Bei traumhaft sonnigem Wetter treffen wir in der kleinen Hafenstadt Oban ein und beziehen unser Quartier im Oban Bay Hotel. Das Hotel liegt direkt am Ufer der langgezogenen Bucht des Fährhafens und man hat einen wundervollen Blick auf die Hafenstadt und die sattgrünen Wiesen der vor gelagerten Hügel, welche sanft über dem blauen Meer thronen. Ein paar Guiness auf der Hotelterrasse und die Welt war mehr als in Ordnung. Die Temperaturen waren durchwegs moderat und angenehm, wobei Susanne für uns Damen den Begriff des „ Mangelhaft ausgestatteten Geckos“ manifestierte, was soviel heißen soll, dass wir die Sonne genauso lieben, diese aber leider nicht speichern können – sowie Geckos eben.
In Schottland übersieht man sehr schnell die Zeit zum Schlafengehen, da es bis Mitternacht taghell ist. Übrigens hat Gerald die Tour sehr gesellschaftsfreundlich angelegt. Abgefahren wurde meist erst um 09:00 Uhr und um spätestens 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr konnten wir unsere Quartiere beziehen und eine heiße Dusche nehmen.
Begeistert hat uns vor allem das ausgezeichnete und schmackhafte Essen am Abend. Unter Tags wurde bei kleineren Pausen geschmaust (steirische Hartwürstel und Dinkelbrot) und genascht (schottische Kekse), so blieb der große Hunger für den Abend.
3.Tag Mittwoch 18. Juni 2014
Dieser Tourtag führt uns auf die Insel Mull, welche nur über eine Fähre zu erreichen ist. Da uns der Kapitän schon Tage vor der Reise informiert hatte, dass er nur begrenzt Motorräder pro Fähre aufnehmen kann „und will“, hat Gerald die Motorräder in zwei Gruppen geteilt. Die Biker der ersten Gruppe wurden dadurch zu Frühaufstehern, erhielten ein Lunchpaket und mussten schon um 07:00 Uhr mit Gerald Richtung Fähre abfahren.
Um 09:00 Uhr war Start für die zweite Gruppe. Doch als Ewald zu seiner Maschine kam begann das Dilemma. Die Benzinleitung war gebrochen, keine Chance loszufahren. Was tun? Astrid und Christian begleiteten die zweite Gruppe zur Fähre und Karl blieb bei Ewald und leistete ihm „seelischen“ Beistand.
Die Überfahrt mit der Fähre dauerte ca. 40 Minuten und es herrschte eine eindrucksvolle Stimmung. Nebel und Sonne wechselten und ließen eine mystische Atmosphäre aufkommen. Ein auf einer Landzunge vor gelagertes Castle das plötzlich aus dem Nebelschleier auftauchte, das Tuten des Nebelhorns, ein Seehund den Christian entdeckte – es war einfach grandios.
Gerald erwartete die zweite Gruppe auf Mull bereits und führte diese in die Stadt Tobermory, wo die anderen schon bei ihren Motorrädern warteten. Eine sehr nette Autofahrerin geleitete uns vor das Hotel für einen kurzen Zwischenstopp. Dann endlich Abfahrt und weil es so schön war drehte Gerald noch einmal eine Ehrenschleife am Hotel vorbei. War natürlich pure „Absicht!“
Das Wetter war traumhaft schön, ein Wechsel aus Wolken und Sonne und angenehmen Temperaturen. Hier präsentierte sich uns ein etwas anderes Schottland. Mull erlebten wir vielfältiger als das Festland.
Sei es eine gewaltige Sandbucht im Atlantik, in welcher Gerald und Robi nackt badeten oder ein vielverzweigter Wasserfall, dessen braunes, torfhaltiges Wasser über gewaltige Felsen sprang und nach mehreren Stufen fast 50 Meter tief ins Meer fiel, ein widerspenstiger Ziegenbock der die Motorräder als Sparringpartner sah oder die vielen Schafe mit ihren neugeborenen Lämmern, welche friedlich und faul am Straßenrand rasteten.
Oder eine sehr schmale „Single Track Road“, welche sich in der abfallenden Hügellandschaft entlang dem Küstenstreifen des Atlantiks ihren Weg suchte oder der Blick auf die unendliche Weite des Meeres. Es war überwältigend. Viele kleine, kurvige Straßen, eingebettet in die natürliche Umgebung, ohne Begradigung oder Eingriff in das Landschaftsbild begeisterten uns Biker jeden Moment aufs Neue.
Für große Erheiterung sorgte auf Mull vor allem die verkehrstechnische Lösung der Single Track Roads. Diese einspurigen Straßen mit unzähligen Ausweichen links und rechts für den Gegenverkehr sind einfach einzigartig. Der Verkehr läuft völlig ohne Stress. Egal ob Bus, LKW oder PKW – jeder fährt mit Voraussicht und bedankt sich artig beim Gegenverkehr – in Österreich schwer vorstellbar – Fahren auf Anschlag. Wir kreierten den Begriff der „Beulenstraße“, welcher sehr zutreffend ist.
Am Ende dieses Tourtages erreichten wir gegen 16h wieder das auf einem Hügel über der Stadt traditionell erbaute altehrwürdige Western Isles Hotel Tobermory. Das Hotelgebäude wirkte majestätisch und man fühlte sich zurückversetzt in die Zeit, als die Gäste noch mit der Postkutsche anreisten.
Vor dem Hotel erwarteten uns schon Ewald und Karl. Gemeinsam haben sie das Motorrad in die Werkstätte in Oben geschoben, in welcher bereits Thomas den Starter seiner Harley repariert hatte. Der Mechaniker konnte nach zwei Stunden mit minimalem arbeitstechnischen, dafür maximalem finanziellem Aufwand das Problem beheben. Erleichtert und erwartungsvoll machten sich nun die beiden auf den Weg um die Insel auf eigene Faust zu erkunden.
Vor dem Abendessen stand noch eine Führung und Whiskeyverkostung in der heimeligen, kleinen Destillerie von Tobermory, welche 1798 gegründet wurde, auf dem Programm. Die Führung war familiär und interessant, es wurde eingekauft und fachgesimpelt.
Anschließend sammelten sich kleine Gruppen und überbrückten die Zeit zum Abendessen mit Guiness und guter Laune. Es gab eine Menge Spaß und auf die etwas kritische Anmerkung von Gerald – wir müssten halt alle schneller losfahren – wurde gekontert: „ Wir wissen ja nie ob Du umdrehst oder weiterfährst“.
4. Tag Donnerstag, 19. Juni 2014
„Westhiglands wir kommen!“ Der Morgen war leicht bewölkt und es nieselte ein bisschen, als wir vor der Destillerie in Tobermory Aufstellung für ein Gruppenfoto machten. Ewald war so schlau und hat die Parkplätze freigehalten, so hatten alle Platz um dem schönen Städtchen gemeinsam Adieu zu sagen.
Um von Mull wieder auf das Festland zu gelangen mussten wir wieder zu einer Fähranlegestelle gelangen, was sich als etwas abenteuerlich gestaltete. Nach zweimaligem Richtungswechsel von Gerald, das Navi hatte gestreikt und den dritten Tag nicht angezeigt und dem endgültigen Aus von Ewald`s Maschine, konnten wir dann doch als gesamte Gruppe auf die offene Fähre fahren.
Die BMW musste notgedrungen mit Patrick im Bus mitfahren, worüber unser Kradapostel naturgemäß gar nicht erfreut war. Aber Susanne überließ ihm ihr Motorrad für diesen Tag, damit Ewald weiter bei der Sicherung des Konvois helfen konnte. Bei der ca. 15minütigen Überfahrt herrschte Sonnenschein und große Vorfreude auf den kommenden Tag.
Der dritte Tourtag hatte mehrere Highlights zu bieten. Unser erster Stopp bei der Ruine Moidart führte uns zwischen Hügeln, Bergen und Lochs an der Küste entlang zu einer ganz kleinen, schottrigen Seitenstraße. Diese schlängelte sich mitten durch den Wald zu einem Parkplatz. Der Anblick auf eine Landzunge, auf der majestätisch die Ruine eines durch Feuer teilweise zerstörten Castles ruhte, war fantastisch.
Nur wenige Gehminuten, eingebettet in eine Bucht des Atlantiks und fast völlig vom Wasser umschlossen lag die Ruine vor uns. Einst verließ sein Besitzer das Castle, da er in den Krieg ziehen musste. In dem Wissen nie mehr zurückzukommen legte der Lord selbst Feuer, um sein Eigentum vor dem Zugriff der Feinde zu schützen. Ein mystischer Platz.
Die Weiterfahrt führte uns wieder über Single Trails zum Glenfinnan Viadukt, einer beeindruckenden Brücke mit 21 Bögen und Pfeilern in der Nähe des Örtchens Glenfinnan. Die Brücke wurde nur aus Beton erbaut, was um 1900 eine revolutionäre Leistung war und gilt als Wunderwerk der Konstruktion. Mit etwa 380 Metern Länge fügt sie sich in einer Höhe von bis zu 30 Metern harmonisch in die Landschaft. Berühmtheit erlangte das bauliche Prachtstück als Filmkulisse für einen Harry Potter Film.
Nach einem Tankstopp ging es weiter ins Hochland. Die Landschaft präsentierte sich uns wieder in einem völlig anderen Kleid. Ganz schmale, kurvige Straßen und kaum Baumbewuchs erinnerte uns an die Teichalpe zu Hause. Es war extracool zum Fahren - einfach ein Bikererlebnis, welches alle begeisterte.
Je näher wir Loch Ness kamen, desto mehr umfing uns wieder die üppige Vegetation Schottlands. Gerald wählte nicht die Touristenroute entlang des Sees, sondern führte uns über Nebenstraßen zu einem kleinen uralten Friedhof, welcher oberhalb des Sees einen tollen Ausblick bot.
Der Friedhof wirkte liebevoll gepflegt, mit frischen Blumen und kurz gemähtem Rasen. Ein paar Minuten der Besinnung waren uns vergönnt bevor wir uns weiter auf den Weg durch die Stadt Inverness machten, um zu unserem Hotel in Strathpeffer zu gelangen.
Nun sind wir erstmals mit Großstadtverkehr, dreispurigen Kreisverkehren und nicht sehr entspannten schottischen Autofahrern konfrontiert.
Erleichtert und um eine Erfahrung, es gibt auch in Schottland gestresste Autofahrer, reicher erreichten wir wohlbehalten Strathpeffer und fuhren durch eine beeindruckende Baumallee in einen wunderschönen, dem Gebäude vor gelagerten Park, direkt vor das Ben Wyvis Hotel. Das Abendessen wurde in einem großen, eindrucksvollen alten Saal serviert. Wieder fühlte man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt und wir genossen das geschmackvolle Dinner in vollen Zügen.
5. Tag Freitag, 20. Juni 2014
Ein schöner Morgen ohne Regen, windstill und mit angenehmen Temperaturen begrüßte uns am 4. Tourtag. Ewald verbringt den Tag bei Patrick im Auto und versucht in unzähligen Telefonaten eine Lösung für den Transport bzw. Reparatur seiner BMW zu finden.
Unser erstes Ziel ist der Wasserfall „Rogie Falls“, welchen wir aufgrund seines bräunlichen Wasserfalles auf „Guiness Wasserfall“ umgetauft haben. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Wald erreichten wir das Naturschauspiel. Kurzer Fototermin und dann wieder aufs Motorrad um unsere nächste Rast, die Staumauer beim Loch Glascarnoch zu besichtigen.
Die Ausfahrt aus dem Parkplatz auf eine Landesstraße gestaltete sich sehr abenteuerlich. 2 PKW`s ignorierten die Sperrversuche von Christian und Richard. Sie hatten die Aufgabe eine unübersichtliche Kurve zu sichern. Alles ging gut und wir vertieften uns wieder in das satte Farbenspiel der Bäume, Sträucher und Wiesen.
In dem Städtchen Ullapool, auch Hauptstadt der Mücken (Miekes – klein, 2-3mm – gemein und Stiche jucken extrem) genannt, erlaubte uns unser Scout Gerald einen ausgiebigen Cafe- und Shoppingbummel um Souveniers für die Daheimgebliebenen zu ergattern. Ullapool liegt im Nordwesten Schottlands und ist mit nur ca. 1300 Einwohnern, sehr klein, aber trotzdem der größte Ort in der weiteren Umgebung. Die Region um Ullapool ist von der typischen Highland Berglandschaft dominiert, welche von Bergwanderern hoch geschätzt wird.
Nach dem Stadtbummel und Tankstopp kam eine der schönsten Strecken der Tour. Die Gegend erinnerte an den Film „Der Highlander“ Auf der einen Seite stellenweise der Atlantik, auf der anderen Seite das Highland. Enge, kurvige Straßen führten uns vorbei an Lochs, so nennt man in Schottland die Seen, die fast vollständig bedeckt waren von unzähligen Seerosen. Die karg bewachsene und von Wiesen bedeckte Hügellandschaft wechselte mit Wäldern und heimelig in die Landschaft eingebetteten glasklaren Seen. Gemütlich trotteten die Schafe mit ihren Lämmern auf dem Weg – man kam aus dem Schauen gar nicht mehr heraus.
Gerald, als erstes Motorrad des Konvois, blickte auch in so manche erschrockene Augen von überraschten Autofahrern, die sicher mit allem gerechnet haben nur nicht mit einer Horde Motorradfahrern, die da plötzlich hinter der Kurve daherkamen.
Riesenfans hatten wir bei einem kurzen Fotostopp in den Highlands. 2 Frauen, eine davon eine etwas ältere Dame, beobachteten uns vom Fenster ihres Hauses aus und führten wahre Freudentänze auf, als sie uns und unsere Motorräder sahen. Es war echt schön diese Begeisterung zu sehen. Ich denke, wir waren das „Highlight“ in den „Highlands“ für dieses Jahr. Hier erreichten wir auch den nördlichsten Punkt unserer Fahrt „Drumbeg Viewpoint“. Immer wieder blickten wir auf den inzwischen etwas wolkenverhangenen Himmel, es wurde auch etwas kälter, aber es küsste uns zwischendurch wärmend die Sonne und wir konnten trocken und voller beeindruckender Erlebnisse wieder unser Quartier in Strathpeffer erreichen.
6. Tag Samstag, 21. Juni 2014
Beim Frühstück überraschten wir Ewald mit einem von Christian und Wolfgang initiiertem Geschenk. Alle HolyTourTeilnehmer zahlten zusammen in einen Spendentopf, damit Ewald sich eine Leihmaschine für den Rest der Reise ausleihen konnte. Ewald war sehr gerührt und sprachlos, doch nicht nur er, sondern alle spürten in diesem Moment den besonderen Geist der über unserer HolyTourGemeinschaft lag.
Um die Leihmaschine zu übernehmen machten sich Patrick und Ewald auf den Weg nach Inverness und Patricks Mutter schwang sich auf Geralds Rücksitz, um Schottland auch einmal auf dem Motorrad zu genießen.
Gut gerüstet wurden die Motoren gestartet und wir verlassen wehmütig die nördlichen Highlands und fahren Richtung Süden zur Gedenkstätte am Culloden Schlachtfeld. Hier fand im April 1746 die Schlacht von Culloden zwischen englischen Regierungstruppen unter Führung des Herzogs von Cumberland, und aufständischen Jakobiten unter Prinz Charles Edward Stuart, statt.
Trotz schwerer Verluste durch das Artilleriefeuer und die Musketensalven der Regierungstruppen konnten die Highlander die erste Linie bei zwei Regimentern durchbrechen. Die zweite Linie hielt jedoch und es kam zu einem harten Nahkampf, in Folge dessen die Jakobiten letztendlich unter schweren Verlusten den Rückzug antreten mussten. Nach Berichten von Zeitzeugen hat die Schlacht insgesamt nur etwa 25 Minuten gedauert und forderte den Tod von 1250 Jakobiten sowie von 300 Regierungssoldaten.
Das Museum ist multimedial super aufgezogen und bietet dem Besucher einen tiefen Einblick in den Ablauf der großen Schlacht zwischen Engländer und Schotten. Mit dem Sieg der englischen Regierungsarmee war das Schicksal der Jakobiten besiegelt und der Freiheitskampf der Schotten verloren.
Die verlorene Schlacht von Culloden beendete nicht nur den letzten Versuch der Stuarts ihren Anspruch auf den Thron durchzusetzen, sondern leitete zugleich den Untergang der traditionellen schottischen Kultur und der machtvollen Sonderposition der Clanchefs ein. Die Eingliederung des vordem selbstständigen Landes in ein englisch dominiertes Großbritannien war besiegelt.
Auch ein weiteres trauriges Schicksal wurde am Parkplatz des Museums beendet. Unser Kradapostel Ewald kam angedüst mit einer Honda CB1000R. Die Freude war groß, vor allem Ewald grinste wie ein Honigkuchenpferd, dass er endlich wieder ein Motorrad unterm Allerwertesten hatte.
Wieder vollzählig traten wir die Reise in Richtung Cawdor Castle an, welches nur wenige Kilometer nordöstlich von Inverness in den schottischen Highlands liegt. Cawdor Castle wird 1380 erstmals erwähnt. Ursprünglich als Verteidigungsanlage erbaut erfolgte 1684 der Umbau zu einem komfortablen Wohnsitz, damit der fünfzehnte Thane of Cawdor seine Familie mit neun Kindern und den Bediensteten unterbringen konnte.
Cawdor Castle verlor dadurch den Status einer Verteidigungsanlage und wurde zu einem Schloss, dessen Innenräume mit Stuckwerk und Holzpaneelen verkleidet und die Räume mit kostbaren Teppichen ausgelegt wurden. Beeindruckend für uns war die lange Zufahrt zum Schloss, vorbei an mächtigen Baumriesen, Herden von Rindern und Longhorns und der sanften sattgrünen Wiesenlandschaft
Den Besuch des Cawdor Castles nützten viele zu einer Besichtigung des Castles sowie des großen und in voller Blüte stehenden Schlossgartens. Eine unglaubliche Pracht und Vielfalt erwartete den interessierten Besucher. Blumen und Sträucher präsentieren sich wie zufällig hingeworfen und doch hat alles eine gewollte, liebevolle Ordnung. Jene, welche auch das Innere des Castles betraten, bekamen ein Gefühl für die Lebensweise der damaligen Zeit.
Als Abschluss des 5. Tourtages stand eine Whiskeyverkostung in der Destillerie „Glenlivet“ nahe Ballindoch, auf dem Plan. Die Brennerei wurde als erste legale Brennerei nach 1823 von George Smith gegründet, der damit dem traditionellen Treiben des illegalen Brennens von Whisky ein Ende setzte.
Die Glenlivet Destillerie ist die zweitgrößte Whiskeybrennerei in Schottland und im Vergleich zu Tobermory wesentlich moderner ausgestattet. Die Kunst der Whiskyherstellung liegt neben der Qualität des Wassers in der Wahl der richtigen Fässer für die Zeit der Reifung. Für „The Glenlivet“ werden amerikanische Eichenfässer erwendet, in denen beispielsweise schon Sherry oder Bourbon gelagert wurde und die dem Whiskey ihr jeweils eigenes Aroma verleihen.
Die Führung durch die Brennerei war interessant und aufschlussreich und folgende Sprüche an der Wand bei der Whiskeyverkostung haben uns sehr gefallen: „Glenlivet, or Gleann - Liobh – Aite in Gaelic “ means „Valley of the smooth flowing one“ .
Oder der Trinkspruch der Schotten auf Gällisch: ”Slanschawa Maha“ welcher auf Deutsch heißt: „Bleib gesund mein Freund“.
Nach der Verkostung fuhren wir auf der Old Military Road Richtung Aberdeen. Der Wettergott hatte wieder ein Einsehen mit uns, denn trotz drohender Regenwolken erreichten wir trocken unser Hotel Crerar am Airport von Aberdeen und verbrachten bei ausgezeichnetem Essen und einigen bekömmlichen Bierchen einen weiteren lustigen Abend.
7. Tag Sonntag, 22. Juni 2014
Wir starteten unsere Motorräder und machten uns auf den Weg nach Aberdeenshire. Rund 3 km südlich von der Stadt Stoneheven liegt die mächtige und imposante Burgruine Dunnattor Castle auf einer felsigen Landzunge an der Nordostküste Schottlands. Nach einem kleinen Fußmarsch vom Parkplatz aus bot sich uns ein imposantes eindrucksvolles Bild auf die verschiedenen Gebäude und einen Wohnturm innerhalb der Burganlage.
Der Himmel zeigte sich in einem Mix aus Wolken und Sonne, die Nordsee war spiegelglatt und der Horizont erschien uns unendlich. Die Stimmung nahm uns alle gefangen und als die ersten Klänge eines Dudelsackspielers erklangen war der geistige Ausflug ins tiefste Mittelalter perfekt.
Wir hatten viel Spaß beim Fotografieren und animierten Franz und Caroline zu einem „Kussfoto“ mit dem Castle als Hintergrund. Der Kommentar von Caroline: „ Das war jetzt schön!" sagt einfach alles.
Nach ca. 50 Minuten Aufenthalt hieß es „Aufsitzen“ und wir fuhren im Konvoi weiter nach Glamis Castle. Wir hatten uns schon an das Verhalten der Schotten gewöhnt und Gerald führte uns mit Umsicht an unser nächstes Ziel.
Glamis Castle ist ein Schloss in der Nähe der Ortschaft Glamis in Angus, welches eingebettet zwischen sanft geschwungenen Hügeln ca. 20 km entfernt von der Nordsee liegt. Es ist der Wohnsitz des Earls und Contess of Strahmore, die das Castle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Die „Queen Mum“ verbrachte hier ihre Kindheit und ihre Tochter Margaret wurde hier geboren. Die Außenanlagen des Schlosses nehmen eine Fläche von 5.700 Hektar ein und umfassen neben üppigen Gärten und Wanderwegen auch landwirtschaftliche Flächen, unter anderem für Holz und Rinder. Viele nutzten die Pause für eine Besichtigung des Schlosses, andere genossen den wunderschönen Park und als Gerald alle seine „Schäfchen“ wieder beieinander hatte, wurde Aufstellung vor dem Castle für ein Gruppenfoto gemacht.
Patrick engagierte sich mit vollem Einsatz um ein tolles Foto zu machen und zum ersten Mal auf unserer Tour begann es genau zu diesem Zeitpunkt kurz zu regnen. Aber das konnte uns die gute Laune nicht verderben und nach erfolgreichem Shooting fuhren wir in die Berge, um das Loch Tummel herum, zum Queens View. Angeblich nutzte schon Queen Victoria diese Anhöhe für eine Rast, um den wundervollen Ausblick auf die Seenlandschaft zu genießen.
Unser Fotostopp beim „Menzies Castle“ wurde von einem recht unfreundlichen Castle Besitzer schnell beendet und wir peilten unser Endziel an, das Birnam Hotel in Dunkeld.
8. Tag Montag, 23.06.2014
Über die Military Road A 984 knatterten wir bei bewölktem Wetter über teilweise kurvige Straßen, teilweise Autobahn nach Richtung Perth um das Castle Scone Palace zu besichtigen. Das Schloss gehört zu den wichtigsten historischen Gebäuden in Schottland. Der prunkvolle Palast birgt eine eindrucksvolle Sammlung historischer Möbel, Keramiken, Porzellan, Uhren und kostbarster Figuren und Gegenständen aus Elfenbein, welche aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden.
Scone Palace und vor allem die frühere Abtei nehmen einen wichtigen Platz in der schottischen Geschichte ein, da hier auf dem Krönungsstein (Stone of Scone) die schottischen Könige gekrönt wurden. Die weitläufige, liebevoll gepflegte Gartenanlage ist berühmt für ihre Pflanzungen mit teilweise bis zu 250 Jahre alten Fichten. Das weitläufige Gelände dient als Heimat für Hochlandrinder und wunderschöner Pfaue mit ihrem prächtigen Federkleid.
Spannend gestaltete sich die Zufahrt zu unserem nächsten Ziel, dem Castle Campbell. Eine schmale Schotterstraße voller Schlaglöcher führte uns bergauf auf einen kleinen Parkplatz. Von dort waren es dann noch ca. 10 Gehminuten zum Castle, welches auf einem kleinen Hügel inmitten eines dichten Waldes liegt. Der Fußweg war umrahmt von unzähligen Farnen und Sträuchern und der Spaziergang bot einen schönen Ausgleich zur Straße.
Am Eingang zum Castle Campbell begrüßte uns eine Fremdenführerin aus Deutschland, welche in Schottland bereit seit mehreren Jahren studiert. Die Geschichte der Burg ist beeindruckend. Die ältesten Teile des denkmalgeschützten Bauwerkes stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert. Aufgrund der Nähe zu Stirling Castle, der Hauptresidenz der schottischen Könige, erwies sich die in den Lowlands gelegene Burg für die aus den Highlands stammenden Besitzer aus dem Clan der Campbells, als günstiger Standort.
Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten, wie z.B. der Reformator John Knox im Jahr 1556 oder die schottische Königin Maria Stuart, waren hier zu Gast. Das Castle diente vor allem als Sommerresidenz für den Clan der Campbells, um dem rauen Klima des Nordens zu entgehen. Eine Entscheidung, die aufgrund der wunderbaren Aussicht von der Rasenterrasse der Burg auf die darunterliegende Stadt und die beeindruckende Wald- und Wiesenlandschaft nur allzu gut nachvollziehbar ist.
Das Landschaftsbild veränderte sich nun im Laufe der vielen Kilometer. Wir fuhren aus den Bergen in eine hügelige Umgebung mit Dörfern und ebenen Landwirtschaftsflächen, ähnlich wie bei uns zu Hause. Doch dieser Tag war noch lange nicht zu Ende und bescherte uns noch drei weitere eindrucksvolle Ziele.
Als erstes machten wir einen Stopp bei der ehemaligen Befestigungsanlage Blackness Castle. Dieses liegt an der Spitze einer engen, felsigen Landzunge direkt am Fluss Firth of Forth nahe der Ortschaft Blackness an der Ostgrenze von Falkirk.
Die Befestigungsmauer zeichnet grob die Umrisse eines Schiffes nach, wobei der „Bug“ nach Nordosten und das „Heck“ zum Land hin weist. Hierauf ist auch der Beiname „Das Schiff, das niemals segelte“ zurückzuführen. Insgesamt ragen drei bis zu vierstöckige Türme auf, die umgangssprachlich auch als „Maste“ bezeichnet werden.
Das Blackness Castle wirkt düster und bedrohend, was sicher auch mit seiner wechselvollen Geschichte zu tun hat. Blackness Castle diente dem schottischen König Jakob dem II. als Truppenstützpunkt und wurde Mitte des 16. Jahrhunderts aus Furcht vor einem militärischen Konflikt mit dem englischen König Heinrich VIII. von Jakob V zu einer Festungsanlage ausgebaut, welche erst Oliver Cromwells Truppen 1650 einnehmen konnten.
Blackness Castle diente aber nicht nur militärischen Zwecken. Es wurde auch über einen längeren Zeitraum als Gefängnis für Gegner der Krone genutzt und im 18. Jahrhundert waren dort zahlreiche Kriegsgefangene aus den Kriegen gegen Spanien, Frankreich und den Vereinigten Staaten inhaftiert.
Hier verweilten wir für eine kurze Pause und zum Fotografieren, bevor wir uns auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, die berühmte Eisenbahnbrücke Forth Bridge, machten.
Die Forth Bridge ist eine Eisenbahnbrücke für den Firth of Forth und verbindet Edinburgh mit der Halbinsel Fife. Sie ist die wichtigste Verbindung von den schottischen Lowlands in die Highlands. Die Brücke wurde 1890 nach sieben Jahren Bauzeit fertig gestellt. Sie ist 2,5 Kilometer lang und der Zugverkehr verläuft in knapp 50 Metern Höhe über dem Wasser, so dass der Schiffsverkehr weiterhin ungehindert den Fluss befahren kann.
Das gesamte Bauwerk besteht aus etwa 54.000 Tonnen Stahl und wird von 6,5 Millionen Nieten zusammengehalten, wobei die steinernen Pfeiler bzw. Unterbauten aus Granit gefertigt sind, welche aus einem Steinbruch in Aberdeen stammen. Zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung war diese die Brücke mit der größten Spannweite der Welt. Die Firth of Forth ist ein tolles Fotomotiv und die Pause war eine gute Gelegenheit für unsere Schleckermäulchen zum Eis essen.
Als letzten Programmpunkt dieses Tages nahmen wir Aufstellung für ein Gruppenfoto vor dem Schloss Hopetoun House, das ca. 15 km westlich von Edinburg liegt und Ende des 17. Jahrhunderts im gregorianischen Stil erbaut wurde. Wir mussten uns ein bisschen beeilen, da wir uns anscheinend nicht ganz vorschriftsmäßig direkt vor dem großen Tor des Schlosses aufgehalten haben. Aber Gerald mit seiner charmanten Art konnte die Wogen schnell glätten und so machten wir unser geplantes Fotoshooting, bevor wir uns wieder in den Großstadttrubel von Edinburgh wagten.
Es herrschte ein irrer Verkehr und kilometerlange Staus, aber mit den Motorrädern konnten wir uns ganz gut zwischen den Autokolonnen durchschwindeln. Der Konvoi riss zwar irgendwann in der Mitte ab, aber Gerald und Christian konnten ihre Gruppe jeweils sicher und wohlbehalten zum Ausgangshotel unseres ersten Tourtages, dem Traveloge Hotel Ratho Park geleiten.
9. Tag Dienstag, 24.06.2014
Das Ereignis dieses Tages war die Abhaltung des Wortgottesdienstes in der St.Giles Cathedral, direkt im Zentrum der Großstadt Edinburgh`s.
Die Kathedrale von St. Giles ist die Hauptkirche der Stadt Edinburgh und wurde erstmals im Jahr 854 urkundlich erwähnt. Das gegenwärtig existierende Gebäude wurde etwa seit dem Jahr 1120 gebaut. Nach einem Brand im Jahr 1385 wurde die Kirche im Stil der Gotik wiederaufgebaut. Die Kirche ist St Giles geweiht, das ist der heilige Ägidius, einer der Vierzehn Nothelfer.
Im 16. Jahrhundert hat in der Kathedrale der Reformator John Knox gepredigt. Er wurde auf einem Friedhof südlich der Kirche begraben. In der Nähe der Kathedrale wurde im Jahr 1904 eine Skulptur des John Knox aufgestellt. Im Jahr 1633 wurde St.Giles von
Karl I. zur Kathedrale erhoben
Die Stadt Edinburgh ist seit dem 15. Jahrhundert die Hauptstadt Schottlands und somit Sitz des schottischen Parlaments. Die Stadt zählt ca. 483.000 Einwohner und gilt nach Glasgow als zweitgrößte Stadt Schottlands.
Und wie es so sein sollte, regnete es genau an diesem Dienstag bei unserer Abfahrt um 8h15. Das unfreundliche Wetter erhöhte die Anspannung deutlich, aber wir machten uns trotz aller Widrigkeiten voller Vorfreude auf den Weg zur St.Giles Cathedral. Gerald hatte die Route bewusst so gelegt, dass wir nicht direkt durch den Innenstadtverkehr fahren mussten, so dass wir uns von den nördlich gelegenen Außenbezirken unserem Ziel nähern konnten. Ein toller Augenblick war, als wir die letzte Kreuzung passierten und in die Fußgängerzone einfuhren. Father Bill, seines Zeichens Reverend der protestantischen Kirche von St. Giles, erwartete uns bereits vor dem Portal der Kathedrale. Dieser Anblick war sehr bewegend. Nicht nur dass ein Team von Radio BBC Scotland und Journalisten der Tageszeitung „The Scotsman“ uns schon erwarteten, wir waren auch die absolute Attraktion der Touristen und Einheimischen. Die Stimmung glich einem Volksfest - ein Priester aus Melrose sang für uns „Highway to hell“ zuerst auf lateinisch und dann auf englisch, es wurden Interviews gemacht und wir wurden pausenlos fotografiert - einfach unbeschreiblich.
Unser Kradapostel Ewald gestaltete den Wortgottesdienst sehr besinnlich und mit den richtigen Worten. Kollege Mario Tax fungierte humorvoll als Übersetzer von Father Bill.
Für Außenstehende muss unsere gesungene „Vater Unser“ Einlage am Altar wie das Ritual eines keltischen Volkes um ein Lagerfeuer gewirkt haben, aber wir hatten Spaß und fühlten uns sehr wohl in dieser wunderschönen protestantischen Kirche. Nach unserer Feier wurden wir von Father Bill beim Auszug persönlich per Handschlag verabschiedet, ein sehr persönliches Ritual.
Gestärkt bestiegen wir unsere Motorräder und machten uns auf den Weg aus der Innenstadt Edinburgh`s in das Dorf Roslin, um die Rosslyn Chaple zu besichtigen. Der Wettergott hatte nun ein Einsehen und wir fuhren gemütlich über schmale, kurvige Straßen durch die hügelige Landschaft und genossen unseren letzten Bikertag in Schottland.
Viele Mythen ranken sich um die von William Sinclair, Baron of Roslin, im 15. Jahrhundert erbaute Rosslyn Chapel. In den Publikationen „Sakrileg“ sowie „Der Tempel und die Loge“ vertreten die Autoren die Theorie, dass einige Tempelritter im Jahre 1307 der Verhaftung in Frankreich durch Flucht nach Schottland entkommen seien und wollen die Freimaurer als Nachfolger der Templer sehen. So sollen die Ordensarchive der Templer in Rosslyn untergebracht sein.
Es besteht auch die Vermutung, dass die Bundeslade, als auch frühchristliche Texte in Rosslyn versteckt worden seien. Rosslyn Chapel wurde als Stiftskirche des heiligen Evangelisten Matthäus kreuzförmig geplant und die Mauern wurden aus lokalem Sandstein erreichtet. In den Gewölben der Kirche ruhen die Sinclair-Ritter.
Die Familie Sinclair blieb während der Reformation dem katholischen Glauben treu und musste deshalb ihre Gottesdienste aus der Rosslyn Chapel in die eigene Schlosskapelle verlegen. Um 1650 diente Rosslyn Chapel als Quartier für Oliver Cromwells Soldaten und Pferde. 1847 besuchte Königin Victoria Rosslyn Chapel und regte die Sanierung der Kapelle an.
Als letzte Etappe unserer HolyTour Scottland 2014 besuchten wir die Stadt Linlithgow, ca. 25 Kilometer westlich von Edinburgh. Hier steht der Linlithgow Palace, eine Schlossruine, welche lange Zeit bevorzugter Wohnsitz der schottischen Könige war und zu den ältesten ihrer noch erhaltenen Residenzen zählt.
Sowohl Jakob V. als auch Maria Stuart erblickten dort das Licht der Welt und die Königinnen Margaret Tudor und Anna von Dänemark nutzen die Anlage als Witwensitz. Ebenso beherbergte das Schloss 1668 Bonnie Prince Charles. Ein Feuer im Jahr 1746 verwandelte den Palast in eine Ruine und es kam zu Plünderungen durch die Bevölkerung, die mitnahm, was noch nicht durch die Flammen zustört war. Seit diesem Unglück ist Linlithgow Palace eine unbewohnte Ruine. Der Park lädt zum Verweilen ein und so machten wir eine ausgedehnte Rast, bevor wir uns auf die letzten Kilometer unserer HolyTour nach Edinburgh aufmachten.
Wieder tauchten wir in den Großstadtverkehr ein und erreichten gegen 14:30 Uhr unser Hotel. Für uns war die HolyTour als Biker beendet, es begann unser Leben als Touristen. Gerald und Ewald hingegen machten sich sofort auf den Weg nach Inverness um die Leihmaschine zurückzugeben. Der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung, ein paar fuhren zum Shoppen nach Edinburgh, andere verbrachten die Stunden bis zum Abendessen im Hotel oder genossen ein paar Bierchen in einem der umliegenden Lokale.
Gerald und Ewald waren um 20:00 Uhr schon wieder im Hotel angekommen, dem Tempo nach zu urteilen sind sie die über 500 km hin und retour mehr geflogen als gefahren. „Geht doch“
Es war ein lustiger und geselliger Abend und wir freuten uns schon auf den nächsten Tag in Edinburgh und Umgebung
10. Tag Mittwoch, 25.06.2014
Ein Teil der Gruppe, so auch wir, machte eine geführte Sightseeingtour Edinburgh und Umgebung mit einem Bus, währenddessen der Rest Edinburgh auf eigene Faust erkundete. Was wir hier von der Sightseeingtourführerin als Empfehlung hörten war unter anderem - Sag nie zu einem Schotten „Engländer“.
Die Motorräder wurden unterdessen von Armin und den LKW Fahrern fachmännisch auf die LKW´s verladen und waren gegen Abend schon on the Road Richtung Heimat.
11. Tag Donnerstag, 26.06.2014
Frühstücken – Flughafen und ab nach Hause, nach einer Motorradreise mit vielen Eindrücken von Sehenswürdigkeiten, der Landschaft und Aktivitäten, die noch lange nachwirken werden
Silvia und ich möchten hier noch festhalten, dass die Organisation der Tour einfach perfekt war, ein großes Danke an den Gerald, und wir gerne wieder an so einer Fahrt teilnehmen werden. Kleine Nebengeräusche wird es immer geben und sind auch als solche zu bewerten – net amol ignorieren!
RIG
Auch bei langsamer Fahrt
Euer
Downhill
Für Gerald und Astrid war und ist die Freundschaft, das gegenseitige Vertrauen, die Achtsamkeit auf den Augenblick, die Treue, die Ehrlichkeit und die Begeisterung der Teilnehmer der größte Lohn und zugleich Ansporn eine weitere HolyTour für das Jahr 2016 zu planen und durchzuführen.
Astrid, am 4. August 2014
Na ja, ein paar Hoppalas hat es natürlich auch gegeben
- Gleich am ersten Tourtag hat Ewald Meixner bei der Wegfahrt vom Travelloge Hotel in Edinburgh einen Koffer von Niegel Herbert vernichtet – Ganz nach dem Motto: „Wer braucht heutzutage schon einen Koffer?“
- Upps, dachte sich da wohl auch Wolfgang Pohl, als er bei einem Tankstopp den rechten Blinker von Thomas Magerls Harley küsste.
- Aber wer braucht schon Blinker, dachte sich Robert Lichtenegger und nützte einen der weiteren Tankstopps für eine Te Ta Te mit Thomas linkem Blinker.
- Astrid war immer schon der Meinung Pausen sind unnötig, denn da schmeißt man immer andere Motorräder um. So passiert bei einem Supermarkt, als Astrid, ganz brave Bikerin, ihr Motorrad schön verkehrt einparken wollte. Na wer rechnet denn damit, dass da eine weitere Bikerin, sprich Susanne, das gleiche gedacht hat?
- Astrid, Susanne und Josef folgten Gerald ganz nach dem Rammstein Motto:“ Ich führe, Ihr folgt“ auf den Gehsteig und wollten einfach nicht mehr runter. Wäre da nicht ein Fußgänger des Weges gekommen, würden die drei Hübschen wahrscheinlich noch heute am Gehsteig durch Schottland cruisen.
- Ja und unser Karl war so versunken in die Landschaft, die Berge, die Wälder, die Hügel…………Ach ja, apropo Hügel. Blöd wenn der ganze Tross auf einmal hinter dem Hügel steht und nicht fährt. Da heißt es dann ab ins Gebüsch, aber eine
V-Max ist doch wie geschaffen für so einen Geländeausflug. Oder?
Anmerkung;
Bericht Großteils übernommen aus dem Reisebericht von Astrid Kozmuth